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Υποτροφία πρωτοβουλίας για το μυθιστόρημα «Η άκρα ταπείνωση» της Ρέας Γαλανάκη

Την άνοιξη του 2020 η Μιχαέλα Πρίντσιγκερ έλαβε από το Γερμανικό Ταμείο Μεταφραστών τη λεγόμενη υποτροφία πρωτοβουλίας για το πρότζεκτ μετάφρασης του μυθιστορήματος «Η άκρα ταπείνωση» της Ρέας Γαλανάκη. Τέτοιες υποτροφίες δίνουν σε μεταφράστριες και μεταφραστές τη δυνατότητα να εκπονήσουν λεπτομερή σύνοψη και εκτενές δείγμα μετάφρασης προκειμένου να τα υποβάλουν ως πρόταση δημοσίευσης σε γερμανόφωνους εκδοτικούς οίκους.

Επιπλέον στο θερινό εξάμηνο 2020 θα εργαστεί στο Ινστιτούτο Βυζαντινολογίας και Νεοελληνικής Φιλολογίας του Πανεπιστημίου της Βιέννης στα πλαίσια δέσμης μαθημάτων μετάφρασης λογοτεχνικών έργων με οκτώ φοιτητές πάνω στο κείμενο της Ρέας Γαλανάκη. Αντί για το προγραμματισμένο συμπυκνωμένο σεμινάριο θα πραγματοποιηθούν μαθήματα εξ αποστάσεως και ατομικές συνεδρίες μέσω Skype.

Projektbeschreibung
Rhea Galanaki: Akra Tapeinosi (Die äußerste Erniedrigung). Roman. Athen, Kastaniotis Verlag 2015.

Rhea Galanakis Roman Die äußerste Erniedrigung ist das insgesamt sechste Romanwerk der Autorin, das 2019 durch den Internationalen Literaturpreis Balkanika ausgezeichnet wurde.

Im Gegensatz zu ihren früheren Büchern spielt dieser Roman in der Gegenwart und befasst sich mit der «Krise» in Griechenland. Es ist eine für diese Autorin ungewöhnliche Themenwahl, die ihre persönliche Betroffenheit angesichts der Krisenjahre zwischen 2010 und 2015 widerspiegelt und die von ihr erkannte Notwendigkeit, einen politisch-poetisch-philosophischen Kommentar zur Situationen abzugeben.

Die Gefahr ist groß, angesichts eines so aktuellen Themas die Wirklichkeit bloß abbilden, aber nicht überhöhen zu können. Rhea Galanaki vermeidet es, einen Doku-Roman zum Thema zu schreiben. Durch die Wahl zweier weiblicher, psychisch labiler Hauptfiguren, die in einer betreuten Wohngemeinschaft leben, ist es der Autorin möglich, die zeitgenössische Stadt Athen mit einem ungewöhnlichen Blick und überraschenden poetischen Bildern zu schildern. Ihr Buch ist hochaktuell und hochpolitisch und dabei hochpoetisch. Es geht um alle nur denkbaren Krisenerscheinungen: Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, wirtschaftlicher Abstieg, politischer Extremismus der extremen Linken als auch der extremen Rechten, Flüchtlinge und Migranten, psychische Labilität und Verlust der Fähigkeit, selbständig zu leben. Dass die Übertragung eines solchen Werks Mut vom Verlag, aber auch von der Übersetzerin erfordert, liegt auf der Hand. Trotz des Titels, der auf eine christlich-orthodoxe Ikonendarstellung Bezug nimmt, endet das Buch positiv, mit der trotz aller persönlichen Gegensätze gefestigten Schicksalsgemeinschaft der beiden weiblichen Hauptfiguren und der Feststellung: «Du hattest kein anderes Gegenmittel gegen die Angst als die Liebe.»

Ich hatte das Glück, bei der Übersetzung ihres ersten Romans Das Leben des Ismail Ferik Pascha im Jahr 2000 durch ein Stipendium der Übersetzerwerkstatt am LCB Unterstützung zu erhalten. Dieses Buch ist damals im Zuge des Griechenland-Schwerpunkts der Frankfurter Buchmesse 2001 erschienen und hat hervorragende Kritiken erhalten. Leider wurde seither kein weiteres Buch von ihr auf Deutsch veröffentlicht. Vielleicht liegt es daran, dass sich die Autorin stark auf historische Themen konzentrierte. Jetzt, mit ihrem letzten Buch, sehe ich eine neue Chance, einen Verlag für sie zu gewinnen.

Positiv für das Vorhaben ist, dass eine zugängliche Übersetzung ins Französische vorliegt, die mit Anmerkungen und einem Nachwort des Übersetzers versehen ist.

Kurzexposé

Rhea Galanaki, geboren 1947 in Heraklion auf Kreta, ist eine der großen griechischen Gegenwartsautorinnen. 2001 war ihr Roman Das Leben des Ismail Ferik Pascha in meiner Übersetzung im Insel Verlag erschienen. Seitdem hat sie fünf Romane, einen Erzählband und zwei Essaybände herausgebracht, die durch den griechischen Literaturstaatspreis in der Kategorie Roman (Eleni oder Niemand, 1999), den Ourani-Preis der Athener Akademie (Das Jahrhundert der Labyrinthe, 2003), den Griechischen Literaturstaatspreis in der Kategorie Erzählung (Eine nahezu blaue Hand, 2005), den Publikumspreis des Griechischen Nationalen Buchzentrums (Sprachlose, tiefe Wasser. Die Entführung der Tasoula. Eine romanhafte Chronik, 2006) ausgezeichnt. Ihr Roman Die äußerste Erniedrigung erhielt zuletztden Internationalen Literaturpreis «Balkanika» 2019, der seit 1995 alljährlich an Autor*innen aus Albanien, Bulgarien, Griechenland, Nordmazedonien, Rumänien, Serbien und der Türkei vergeben wird, deren Bücher bereits ins Englische oder Französische übersetzt wurden.

Der Roman spielt zu einem großen Teil in der Nacht zum Sonntag, den 12. Februar 2012, als ein Großteil der Athener Innenstadt in Flammen aufging. Es war der Tag, als sich unzählige Menschen zu einer Großdemonstration versammelten, um – nicht zuletzt angesichts der Flüchtlingsströme im Mittelmeer – gegen das zweite Maßnahmenpaket der sogenannten «Troika» aus IWF, EU-Kommission und EZB zu protestieren. Zwei ehemalige Gymnasiallehrerinnen – die eine unterrichtete Literatur, die andere Kunst – wohnen nunmehr in einer Einrichtung für Betreutes Wohnen im heruntergekommenen Athener Zentrum. Heimlich beschließen sie, an der Demonstration teilzunehmen. Der schräge und ganz besondere Blick der psychisch labilen Frauen durchdringt die äußerlichen Ereignisse bis zur unsichtbaren und symbolischen Seite der gewalttätigen Auseinandersetzung. Sie geraten in Panik, verirren sich in ihrer eigenen Stadt, finden nicht mehr zu ihrer Wohnung zurück und müssen zum Äußersten gehen, bis zum Bodensatz der Gesellschaft gelangen, um zu überleben.

Erst ein Obdachloser, der sie am Tag der Demo beobachtet hat, bringt sie in ihr Heim zurück. Der Sohn der einen Bewohnerin gehört zum anarchistischen Kern der linksextremen Aktivisten, der Sohn der Heimhelferin ist Mitglied bei der Goldenen Morgenröte, der rechtsextremen neonazistischen Partei. Nach einem rechtsextremen Angriff findet die junge Putzfrau der WG mit ihrem Sohn bei den Frauen Zuflucht. Sozialhelferin und Arzt erweitern das ideologische Spektrum des Romans. Sie alle verkörpern den Zusammenprall zwischen der Widerstandsgeneration, die gegen die griechische Militärdiktatur 1967-1974 kämpfte und den wirtschaftlichen Abstieg Griechenlands mit verursachte, einerseits und den aktuellen politischen Protesten, den radikalen Veränderungen im Leben der Griechen in den letzten Jahren und der «äußersten Erniedrigung» der Stadt Athen andererseits.

Vor diesem aktuellen Hintergrund zündet Rhea Galanaki ein hochliterarisches Feuerwerk an Gedanken und Bildern, das die Jahre der Wirtschaftskrise poetisch und philosophisch widerspiegelt.

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